atelier 8048 | Interview mit LAGINORI
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Collaboration #7/ Okt 2023

Interview mit Laginori

Manchmal muss man in die Ferne schweifen, um das Naheliegende zu sehen. Die Ferne ist in diesem Fall der Kreis 4. Da waren Laginori und ich Standnachbarn an einem Markt, um festzustellen, dass wir tatsächlich Nachbarn sind: Der Laginori Zurich Dry Gin stammt auch aus Altstetten!

 

Wie ich mittlerweile gelernt habe: In vielen Gins steckt – zu meinem grossen Erschrecken – nicht wenig Koriander. Und dennoch liebe ich Gin. Und wenn ein Gin dann noch aus Altstetten kommt und mit einer designprämierten Etikette daherkommt, spätestens dann ist es um mich geschehen. Nicht nur beim Flascheninhalt achtet Laginori auf sorgfältige Herstellung und auserlesene Zutaten, auch die Etikette wird in aufwändiger Handarbeit hergestellt. Die perforierten Kanten der Etikette sind inspiriert von der Briefmarke, wo die Perforation als erstes Sicherheitsmerkmal zum Einsatz kam. Bei Laginori sind also eindeutig Personen mit Passion und Detailliebe am Werk. Eine Kollaboration war demnach noch naheliegender als die geografische Nähe unser beiden Labels. So ist nun ein gemeinsames Gin-Karten-Set erhältlich, das sich bestens als Geschenk zum Jahresende eignet. Im Interview mit Urs erfährst du weitere Details zum Laginori Gin, was Gin mit Vodka und was Laginori mit dem Züriwerk zu tun hat.

atelier 8048: Meine erste Frage, die mir am meisten unter den Nägeln brennt: Was hat es mit dem Namen 'Laginori' auf sich?

Urs: Laginori ist ein Anagramm des Wortes ‘Original’, wo ja auch der Begriff ‘Gin’ drinsteckt. Das Schöne ist, dass die drei Landessprachen darin vertreten sind. La  – gin – ori (statt oro, was auf Italienisch Gold bedeutet). Somit war auch bereits klar, dass wir die Farbe Gold irgendwie einbeziehen möchten. Sowieso war uns von Beginn weg auch das Packaging sehr wichtig. Dementsprechend sind heute die braune Apothekerflasche, das goldfarbene in aufwändiger Handarbeit hergestellte Etikett sowie die grüne Kordel – da in diesem Gin viele grüne Botanicals drinstecken – charakteristisch. Auch der Einbezug einer sozialen Institution in den Herstellungsprozess war uns wichtig. Die Etikette von Laginori wird im Züriwerk im Embossing-Verfahren hergestellt. Auch die Kordeln werden von Mitarbeitenden der Stiftung Züriwerk gedreht und die Bestellungen innerhalb der Stadt Zürich werden per Velokurier vom Züriwerk geliefert.

Wie ist die Idee entstanden einen eigenen Gin herzustellen? Eine Schnapsidee?

Ursprünglich bin ich Lebensmittelingenieur und war mehrere Jahre zuständig für die Qualitätssicherung in der Spirituosenbranche. Für mich war dieses Gin-Projekt eine Möglichkeit zurück zu meinen Wurzeln zu gehen. Am Anfang waren wir zu dritt. Mittlerweile bin ich allein unterwegs und habe 2023 die Laginori GmbH gegründet.

Wieso Gin?

Weil es einfach herzustellen ist (lacht). Basis bei unserem Gin ist ein Getreidealkohol – also Vodka, der durch die Zugabe von den sogenannten Botanicals aromatisiert wird. Der Laginori Gin entspricht dem Qualitätsprädikat eines London Dry Gin. Das heisst, dass er dreifach destilliert wird und nach dem Destillieren keine weiteren Aromen, oder Zucker hinzugegeben werden. Ansonsten wäre es nur ein Gin.

Wie schmeckt der Laginori Gin?

Unser Gin zeichnet sich durch eine kräftige Wacholdernote mit einem mediterranen Touch aus. Geradlinig, aber dennoch auch leicht. Für das Geschmacksprofil haben wir einen Mix aus unseren Lieblingsgins kreiert – dem Gin Mare aus Spanien und dem Hope Gin aus Südafrika. Auch der schottische Botanist Gin hat uns als Inspiration gedient. Nach ca. 6 Probedestillationen stand die Rezeptur für unseren Laginori fest. Wir verwenden insgesamt neun verschiedene Botanicals: Wacholder, Rosmarin, Basilikum, Thymian, Koriander, Feige, Apfel, Orange und Zimt. Diese werden für zwei Tage in einem Schweizer Prädikat Vodka mazeriert*. Danach werden die eingelegten Zutaten in der regionalen “Brennerei zum Tröpfli“ dreifach destilliert. Durch den sehr schonenden Brennvorgang werden den Botanicals die Aromastoffe sehr sanft entzogen und entfalten dadurch ihr volles Aroma.

*für Spirituosen-Laien wie mich: das bedeutet in etwa so viel wie eingeweicht.

Bin ich eine Banausin, wenn ich Eis und Tonic reinmache? Das verfälscht doch den Eigengeschmack? Oder wie geniesst du deinen Gin am liebsten?

Auch ich trinke meinen Gin nur selten pur, sondern am liebsten als Gin Tonic. Entweder mit dem Fever Tree Mediterranean Tonic und Rosmarin. Oder mit dem Double Dutch Indian Tonic Water mit selbst getrockneter Orangenscheibe. Gutes Pairing mit einem passenden Tonic Water trägt dazu bei, dass sich die mediterranen Aromen des Gins noch intensiver entfalten können. Wichtig ist mir auch, wie der Gin Tonic serviert wird. Am liebsten in einem grossen bauchigen Glas mit grossen Eiswürfeln. Für das Feeling. In ästhetischer, nicht in geschmacklicher Hinsicht.

Wie macht man alkoholfreie Spirituosen?

Im Grunde gibt es paar verschiedene Verfahrensweisen, um Gebranntem den Alkoholgehalt zu entziehen. Die alkoholfreien Gins, die man aktuell auf dem Markt findet, sind aber in der Regel nichts anderes als aromatisiertes Wasser. Da war also nie Alkohol drin. Das finde ich persönlich wenig erstrebenswert. Ich habe bei meinen Degustationen aber immer auch einen alkoholfreien Gin mit dabei.

Nüchtern betrachtet: Gibt es etwas das du rückblickend anders angehen würdest? Bzw. hast du einen Tipp für andere, die ein eigenes Business starten möchten?

Rückblickend würde ich von Beginn weg professioneller auftreten und dementsprechend anders kommunizieren. Also nicht «wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht», sondern «das ist unsere Passion und wir machen das professionell». Bei gewissen Prozessen lohnt es sich ausserdem gross zu denken. Die jetzige Herstellungsweise der Etikette, die sehr viel Handarbeit beinhaltet, lässt sich nicht beliebig skalieren, da stossen wir an eine natürliche Grenze bzgl. Machbarkeit. Je nachdem wie wir weiterwachsen, müsste die Herstellungsweise der Etikette also angepasst werden, um mit den Anforderungen des Marktes mithalten zu können.

Wie sieht die Zukunft von Laginori aus?

Mit Bestimmtheit wird die Zusammenarbeit mit der Sozialinstitution Züriwerk weiter ausgebaut. Dies war von Anfang an die Idee und die enge Zusammenarbeit mit sozialen Institutionen ist und bleibt in der Firmenphilosophie fest verankert. Zudem spiele ich mit dem Gedanken die Produktepalette zu erweitern. Für dieses noch geheime Projekt arbeite ich mit verschiedenen Kleinunternehmen zusammen.

Bald wieder in aller Munde: Wie stehst du zum Dry January?

Spirituosen sollte man immer bewusst geniessen. Das bedeutet für mich, dass auch während den Feiertagen nicht masslos Alkohol konsumiert werden soll und somit auch im Januar nichts kompensiert werden muss. Mein Grundsatz ist, lieber ein Glas weniger trinken als zu viel, egal zu welcher Jahreszeit.

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